Die Amsel - Wachstum und Entwicklung der Jungen: Zu Beginn der Embryonalzeit wachsen die Vorderextremitäten - Unterarm, Oberarm und Hand - schneller als der Ober- und Unterschenkel.

Zu Beginn der Embryonalzeit wachsen die Vorderextremitäten - bestehend aus Unterarm, Oberarm und Hand - schneller als der Ober- und Unterschenkel.

In der zweiten Hälfte der Embryonalzeit ist es umgekehrt. Grund dafür ist, dass sie sich zuerst mit den Beinen statt mit den Flügeln fortbewegen.

Schnell wächst der Schnabel, aber noch schneller der Verdauungstrakt, da er nach dem Schlüpfen sofort gebraucht wird.

In dieser Zeit entwickelt sich das Gehirn langsamer.

Die erforderlichen Stoffe, die ein Embryo für das Wachstum im Ei benötigt, sind im Dotter, Eiklar(-weiß) und in der Kalkschale enthalten. Die Schale wird teilweise mitverbraucht und wird dadurch instabiler. Dies begünstigt aber das Schlüpfen.

Durch Laute wird dem brütenden Weibchen das bevorstehende Schlüpfen der Jungen angekündigt, die ihrerseits von außen während des Schlüpfvorgangs Hilfe leistet.

Nur wenige Stunden nach dem ersten Jungen folgt das zweite - alle anderen folgen jeweils einen Tag später. Das Verlassen des Nestes erfolgt synchroner.

Die Dotter ist nach dem Schlüpfen aufgebraucht. Altvögel fressen entweder die Eischale, verfüttern sie an ältere Junge oder bringen sie aus dem Nest. Das Futter der Eltern ist ab sofort Grundlage der Ernährung der Jungen.

Wenn die Jungen hungrig sind, rufen sie nach den Eltern. Gefüttert werden täglich an ein Junges bis zu 40 Beutetiere. Bei fünf Jungen werden während der Nestlingszeit bis zu 2.200 Beutetiere als Nahrung verfüttert.

Das Wachstum der Jungen geht in den ersten vier Tagen nur langsam voran. Ab dem 5. Tag bis zum 8. Tag geht es schneller, was die Körperwärme stabilisiert. Am 9. Tag verringt sich das Wachstum etwas. Im Mittelwert nimmt ein Junges pro Tag (24 h) etwa 6 g Gewicht zu. In den ersten vier Tagen etwa 3 g, vom 5 bis 8. Tag 9 g und ab dem 9. Tag etwa 5 g.

Die Nahrungsaufnahme der ersten vier Tage entspricht etwa 36 Prozent des Körpergewichtes. Von dieser Nahrung werden etwa 95 Prozent verwertet. Vom 5. bis 8. Tag erhält ein Junges 13 g Nahrung, von der nur 61 Prozent verwertet werden . Zwischen dem 9. und 12. Tag wird von der gefütterten Nahrung nur noch etwa 18 Prozent verwertet und der Rest wieder ausgeschieden.

Die Bewegung des Emporschnellens des Kopfes bei der Fütterung wird als "Sperren" bezeichnet. Sachkundige unterscheiden dabei zwei aufeinander folgende Phasen:

1. Phase: Emporschnellen des Kopfes am 1. Tag
2. Phase: Kopf dem Altvogel entgegen strecken - 1 bis 2 Tage später

Die Änderung von der einen Phase zur anderen sind Reifungserscheinungen. Beim Öffnen des Schnabels wird der gelborange Rachen sichtbar. Nicht immer bekommt das gleiche Junge das Futter als erstes, da sie ihren Platz im Nest wechseln.

Beide Eltern füttern, das Weibchen meist mehr als das Männchen. Die Fütterung beginnt schon eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang bis eine Viertelstunde nach Sonnenuntergang. In den ersten Tagen übernimmt diese Tätigkeit das Männchen - es bringt auch das Futter für sein Weibchen.

Erst nach mehreren Tagen verläßt das Weibchen wieder öfter das Nest und beteiligt sich an der Futtersuche für die Jungen. Ab dem Zeitpunkt, wenn die Jungen voll befiedert sind, bringt es genauso viel wie das Männchen. Es muss aber mehr Flüge unternehmen, da es weniger - meist nur 1 bis 2 Würmchen im Schnabel - mitbringt. Das Männchen transportiert 4 bis 6 Regenwürmer. Große Würmer werden geteilt.

Wenn es regnet, bleibt das Weibchen im Nest bei den Jungen. Manchmal übernimmt auch das Männchen diese Aufgabe.

Es hält auch in den ersten Tagen das Nest sauber und bringt den Kot der Jungen fort, später kümmert sich das Weibchen um diese Aufgabe. Ab dem 8. Tag entleeren sich die Jungen über den Nestrand. Manchmal verschlingt auch das Weibchen den Kot der Jungen in den ersten beiden Tagen.

Befindet sich das Nest in direkter Sonneneinstrahlung werden die Jungen beschattet. Beobachtet wurde, das Altvögel im Brust- und Bauchgefieder Wasser mitbrachten.

In der ersten Hälfte der Nestlingszeit wachsen die Jungen schneller als kurz vor dem Verlassen des Nestes. Beim Schlüpfen wiegen die Jungen gerademal 6 g und nach 14 Tagen, wenn sie flügge werden, 70 g. Im Durchschnitt hat ein Jungvogel pro Tag eine Gewichtszunahme von 5 g. Aber wie bereits geschrieben, wachsen sie die ersten Tage am schnellsten. Bis zum Erwachsenwerden fehlen noch etwa 30 - 40 g.

Durch den unterschiedlichen Schlüpftermin sind die Nestlinge nicht gleich schwer. Nach dem Schlüpfen sitzen die Jungen auf den sogenannten Läufen, recken den Hals während des Sperrens und schlucken die Nahrung. Im Anschluss erfolgt die Verdauung. Während der Nestzeit entwickeln sich die Organe und weitere Teile des Organismus. Beim Verlassen des Nestes sind alle Voraussetzungen für das Leben geschaffen.

Die Organe wachsen unterschiedlich schnell. Zuerst wächst der Verdauungstrakt. Bis zum Flüggewerden folgen noch die Vorderextremitäten, Flügel, Flugmuskulatur und die Organe für einen intensiveren Stoffwechsel wie Herz, Lunge und Leber. Fast zum Schluss entwickelt sich noch das Gehirn.

Bei den Amseln öffnen sich die Ohren am 3. Tag, die Augen beginnen sich am 4. Tag zu öffnen und sind am 6. Tag völlig offen.

Bei frisch geschlüpften Jungen ist der spärliche braune Flaum am Kopf ca. 6,5 mm, im Nacken ca. 6 mm, im Rücken ca. 9,5 mm, an der Schulter ca. 7 mm und am Oberarm ca. 4 mm.

Am zweiten Tag sind die Anlagen der Flügel erkennbar, am dritten Tag ist der Flur auf dem Kopf, am Hals, auf der Schulter und am Rücken zu sehen. Die Federn an der Brust sind am 6. Tag, die Schwingen am 7. Tag, die Schwanz- und Schwungfedern am 8. Tag und 9. Tag. Die ersten Flügelschläge erfolgen am 11. Tag.